Gründung der Mechanischen Weberei in Bad Lippspringe vor 100 Jahren

Im Dezember 2023 blicken wir genau 100 Jahre zurück – in das Gründungsjahr der Mechanischen Weberei. Die beiden Unternehmer Wilhelm Hoffbauer und Peter Grüber wagten am 13.12.1923 die Gründung einer neuen Firma in der Badestadt. Ihre Geschäftsidee damals: Die Herstellung mechanisch gewebter, großflächiger Leinwand, veredelt mit einer patentierten Beschichtung und somit bestens geeignet beispielsweise für die Ausstattung von Kinos mit neuartigen Lichtbildwänden. Die Produktionsgebäude befanden sich damals an der Hermannstraße in Bad Lippspringe.

Wilhelm Hoffbauer

Der Unternehmer und Fabrikant Wilhelm Hoffbauer, geboren 1881, leitete das Unternehmen jahrzehntelang und übertrug die Verantwortung auf seinen Sohn Hans Günther Hoffbauer (geboren 1918 in Bad Lippspringe). Ab 01.03.1977 begann dessen Sohn Dirk Hoffbauer (geboren 1947) seine Tätigkeit als Mitglied der Geschäftsleitung der MW-Gruppe. Wilhelm Hoffbauer und seine Frau Martha stammten aus Dortmund; aufgrund eines Kuraufenthalts lernte Martha Hoffbauer Bad Lippspringe kennen und das Ehepaar verlegte daraufhin seinen Wohnsitz von Dortmund in die Badestadt. Der gelernte Kaufmann Wilhelm Hoffbauer war zunächst sehr erfolgreich als Rendant im Auguste-Viktoria-Stift tätig, bevor er ab 1923 als selbstständiger Fabrikant wirkte. 

Junger Mann mit Lichtbildwand, undatierte Aufnahme (etwa 1930er Jahre)
Todesanzeige Wilhelm Hoffbauer (1950)

Der 2. Weltkrieg brachte einen massiven Einschnitt und die Produktion der Mechanischen Weberei musste kriegsbedingt heruntergefahren werden. Die Nachfrage nach Lichtbildwänden war gesunken; stattdessen gab es Bedarf an Verdunkelungsleinwand für die nächtliche Verdunkelung der Fenster.

Nach Ende des 2. Weltkriegs erfolgte ein Neustart und es wurden übergangsweise Koffer produziert. Im Lauf der Jahre konnte die Produktpalette kontinuierlich erweitert werden und die Mechanische Weberei (kurz „MW“) entwickelte sich zu einem bedeutenden Arbeitgeber in der Badestadt sowie zum europaweit bedeutendsten Hersteller von Lichtbildwänden. Insbesondere die beliebten Stativ-Bildwände bildeten früh den Schwerpunkt der MW-Produktpalette.

Mechanische Weberei am Neuhäuser Weg 2

Zu Beginn der 1960er Jahre entstand in Bad Lippspringe der Gebäudekomplex am Neuhäuser Weg 2 mit einer Betriebsfläche von 12.000 Quadratmetern. Geschäftsleitung, Verwaltung und Produktion waren an diesem Standort vereint.

Es entwickelte sich im Lauf der Jahre eine beachtliche Produktvielfalt: Neben Lichtbildwänden in vielfältigen Varianten wurde Büro-Funktionsmobiliar unter der Marke „Quadro“ hergestellt und vertrieben. Diverse Medien-Funktionsmöbel sowie Info-Leisten-Systeme (Whiteboards etc.) ergänzten das Programm für Arbeitsplatz und Information. Die Bildwände liefen traditionell unter markanten Produktnamen wie „MW Stella“, „MW Plana“, „MW Panorama“ oder „MW Starello“.

Neben dem Standort Bad Lippspringe gab es ein zweites Werk in Böhmen (Cerveny Kostelec, Tschechische Republik) sowie Marketing-Gesellschaften in der Schweiz und in Frankreich. Die strategische Leitung des Konzerns erfolgte stets von Bad Lippspringe aus. Im Jahr 1996 waren mehr als 200 Mitarbeiter in der MW-Firmengruppe beschäftigt.

Um das Jahr 2000 brachten betriebswirtschaftliche Krisen erhebliche Unruhe in die Mechanische Weberei. Im Jahr 2002 musste schließlich Insolvenz angemeldet werden. Am 11.03.2008 wurde das Insolvenzverfahren durch Beschluss des Amtsgerichts Paderborn aufgehoben. Zum 31.07.2008 erfolgte die offizielle Löschung der Gesellschaft „Mechanische Weberei GmbH & Co. KG“ wegen Vermögenslosigkeit.

Der Abriss der maroden Gebäude am Neuhäuser Weg erfolgte im Sommer 2016. Das Areal wird zukünftig (voraussichtlich ab 2024/2025) für den Neubau der Feuerwehrstation Bad Lippspringe genutzt.

An dieser Stelle abschließend ein herzlicher Dank an Adelheid Hoffbauer, Bad Lippspringe, für die Bereitstellung von Unterlagen, Dokumenten und Fotos sowie für Informationen zur Geschichte der „MW“.

Erinnerung an die Straßenbahn

Bereits im August diesen Jahres konnte der Heimatverein eine neue Gedenktafel in unserer Stadt feierlich einweihen. In der kleinen Straße „An der Burg“ weist eine neue Tafel auf einen Mast aus der Lippspringer Geschichte hin.

Im Antragschreiben des Heimatvereins an die Stadt auf Unterschutzstellung dieses historischen Straßenbahn-Oberleitungsmastes, schrieb der damalige Vorsitzende des Heimatvereins Willi Hennemeyer, zusammen mit Udo Fröhlich und Joachim Hanewinkel:

Von 1911 bis 1959 verkehrte in Bad Lippspringe die Straßenbahnlinie 2 der Paderborner Elektrizitätswerke und Straßenbahn AG (PESAG) durch die Detmolder Straße. Die Straßenbahn hatte erheblichen Anteil an der verkehrslichen und wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt und ist in der Erinnerung vieler Lippspringer bis heute präsent.

Im Rahmen unserer Recherchen zu diesem Thema machten wir die Entdeckung, dass bis zum heutigen Tag ein ehemaliger Straßenbahn-Oberleitungsmast der PESAG in Bad Lippspringe aufgestellt ist. Er befindet sich an der Straße „An der Burg“. Nach Abbau der straßenbahntechnischen Anlagen wurde der Mast dorthin verbracht und als Laternenmast verwendet. Später ist eine moderne Straßenlaterne in unmittelbarer Nachbarschaft des Mastes errichtet worden, sodass dieser heute ohne Funktion ist. Am oberen Ende des Mastes befindet sich noch immer ein eingeschraubter Haken, der einst zum Abspannen eines Mastauslegers oder eines Querseils für den Fahrdraht diente….

Der heutige Standort des Mastes abseits der ehemaligen Straßenbahnlinie sowie die für die Nutzung als Laternenmast nachträglich angebrachten Bauteile (Schutzrohr, Anschlusskasten, Kabelführung) sollten ebenfalls erhalten bleiben, da diese dokumentieren, weshalb der Mast die Zeiten überdauern konnte.

Der historische Straßenbahn-Oberleitungsmast neben der Lampe kurz vor Einweihung der Informationstafel
Willi Hennemeyer (rechts) und Joachim Hanewinkel enthüllen die Informationstafel.
Die Informationstafel

(Wir bitten um Entschuldigung, dass dieser Artikel erst jetzt erscheint. Aber geht es Ihnen vielleicht manchmal auch so, dass sie plötzlich alte Bilder auf der Speicherkarte ihrer Kamera entdecken und sich erinnern – ja, das war doch noch was, damals….)

Gerne weisen wir an dieser Stelle auch noch auf einen kleinen Film hin, der 1958 entstanden ist.

wo die Lippe springt Nr. 86

Vor wenigen Tagen erschien unsere Mitgliederzeitschrift „wo die Lippe springt“ in der 86. Ausgabe. Inzwischen sollte das Heft allen Mitgliedern zugestellt sein.

Wir bedanken uns ganz herzlich bei allen Autoren des Heftes und allen, die drum herum mitgewirkt haben, von den ersten Ideen, von der Gestaltung, dem Drucken bis hin zum Verteilen.

In dieser Ausgabe wird das neue Buch zur Bad Lippspringer Geschichte von Professor Wilhelm Hagemann vorgestellt. Unser neuer ehrenamtlicher Bodendenkmalpfleger, Klaus Tintelott, berichtet über seine ersten Erfahrungen in diesem neuen Amt. Herbert Gruber schreibt über die Veränderungen im Stadtbild und viele weitere Artikel warten darauf, Ihr Interesse zu finden.

Einen Überblick zu allen früher erschienenen Ausgaben unserer Zeitschrift finden Sie auf der Seite https://heimatverein-badlippspringe.de/aktivitaeten/zeitschrift/

Historischer Kalender

In diesen Tagen erscheint ein Kalender für das Jahr 2022 mit historischen Fotos aus Bad Lippspringe.

Titelblatt des Kalenders

Der Kalender ist in der Buchhandlung Waltemode für 14 Euro erhältlich.

Für jeden Monat zeigt er ein historisches Fotos aus unserer Stadt aus dem Archiv des Heimatvereins. Vielleicht eignet sich dieser Kalender ja gut als Weihnachtsgeschenk für Heimtafreunde in unserer Stadt?

Der Kalender entstand auf Wunsch des herausgebenden Verlages. Der Heimatverein ist als gemeinnütziger Verein nicht an den Umsätzen des Verlages beteiligt.

wo die Lippe springt (84)

Im Dezember 2020 ist wieder ein neues Heft unserer Informationsreihe „wo die Lippe springt“ fertig geworden. Ein ganz großes Dankeschön an alle Autoren der Artikel, an Klaus Karenfeld für die redaktionelle Leitung und die Druckerei Machradt für die Gesamtherstellung.

Kennen Sie die Geschichte des „Eggeltenpöl“ ? Manfred Hofmann schreibt darüber. Herbert Franz Gruber berichtet von der heimatkundlich sehr interessanten Grünkohlwanderung im Frühjahr. Joachim Hanewinkel hat einen Artikel „Abschied von der Telefonzelle“ verfasst, in dem er auch über die ersten „Fernsprech-Anschlüsse“ in unserer Stadt überhaupt schreibt. Klaus Karenfeld hat näheres über die Rückgabe der Stadtrechte vor einhundert Jahren recherchiert und Christian Starre lässt die Geschichte der Handwerksfamilie Heinemann „Der Friseur – ein Mann für alle Fälle“ wieder lebendig werden. Diese Artikel und noch viele mehr finden Sie in unserem neuen Heft.

Die Mitglieder des Heimatvereins bekommen die neueste Ausgabe in diesen Tagen noch rechtzeitig vor Weihnachten zugestellt. Wenn Sie das Heft auch bekommen und unseren Verein mit einer Mitgliedschaft unterstützen möchten, hier geht es zu unserem Kontaktformular.

Kriegerdenkmal 1813/14

In unserer Reihe über Denkmale in Bad Lippspringe erinnern wir heute an das Kriegerdenkmal zur Erinnerung an die Befreiungskriege gegen Napoleon vor über 200 Jahren. Das Denkmal befindet sich heute im Gartenschaugelände an der „Adlerwiese“, die ihren Namen wohl von diesem Denkmal her bekommen hat.

Infotafel am Denkmal auf der Adlerwiese

Dieses Denkmal hat in der Tat schon eine sehr wechselvolle Geschichte hinter sich. Zuerst wurde es auf dem Marktplatz aufgebaut. Damals muss der Adler noch anders ausgesehen haben, früher schaute er zur anderen Seite.

Und auch auf der Adlerwiese selbst hat es nicht immer „ruhig“ gestanden. 2009 wurde es gar Opfer einer Vandalismus-Attacke (Link zum pdf unserer Vereinzeitschrift Nr. 61), bei der die alte Säule zerstört wurde.

Denkmal an der Adlerwiese

Eine Fotografie des alten Denkmals, auf dem der Adler nach rechts schaut, finden Sie in unserem Artikel zum Volkstrauertag 2017.

Vor 50 Jahren: Großfeuer in Altenbeken

„Herr Pfarrer, Herr Pfarrer, die Kirche brennt!“ Als am Vormittag des 4. Juni 1970 eine Altenbekener Bürgerin gegen die Tür des Pfarrhauses hämmerte, war am kleineren der beiden Kirchentürme der Heilig-Kreuz-Kirche bereits ein Feuerkranz weit sichtbar und das Unglück nahm seinen Lauf….

Aus dem ganzen Umland wurden die Feuerwehren zur Hilfe gerufen, auch unsere Bad Lippspringer Feuerwehr war dabei.

Wir zeigen hier eine Dokumentation der damaligen Ereignisse, welche die Feuerwehr Altenbeken jetzt bei YouTube hochgeladen hat:

Dokumentation Kirchenbrand Altenbeken 1970

Die Feuerwehr Altenbeken veröffentlichte zu den Ereignissen auch eine ausführliche Pressemitteilung.

1894: Die Stadt brennt

Vor ungefähr 126 Jahren, am Mittwoch, den 11. April 1894, wütete ein großer Brand in unserer Stadt. In der Ausgabe 15 (pdf) unserer Zeitschrift „wo die Lippe springt“ hat Fritz Gottesbüren ausführlich über dieses Ereignis berichtet. Wir zeigen Ihnen heute neun damals entstandene Fotografien:

Stadtbrand
Brand in Lippspringe Blick vom Dammhof aus auf Martinstraße, Pastorenhaus und Kirche
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Hoffen wir, dass sich eine solche Katastrophe niemals mehr wiederholen möge. Wir möchten uns mit diesen Bildern insbesondere auch bei allen Mitgliedern der Freiwilligen Feuerwehr in Bad Lippspringe ganz herzlich für ihren großartigen Dienst bedanken!

„Retten – Löschen – Bergen – Schützen“, mit deutlich über 160 Einsätzen im Jahr 2019 wart ihr beinahe jeden zweiten Tag für uns alle unterwegs.

Dankeschön!

P.S.: 1894 fand das Osterfest schon am 25. März statt. Die Katastrophe ereignete sich also mitten zwischen Ostern und Pfingsten.

3. April 1945: Kriegsende in Bad Lippspringe

1945 fiel der Ostersonntag auf den 1. April. Die amerikanischen Truppen waren von Westen schon bis nach Paderborn vorgedrungen. Das Kriegsgefangenenlager Stalag bei Stukenbrok und das KZ Niederhagen/Wewelsburg wurden am 2. April befreit und offenbarten entsetzliche Greuel.

Der damalige Bürgermeister Wilhelm Lange bleibt abwartend und zögerlich. Da machen sich am Abend des 2. April vier mutige Bürger auf den Weg nach Paderborn: der Kaufmann Franz Rudolphi, der Landwirt Otto Zündorf, der Arzt Heinrich Siepmannsowie der Fabrikant Peter L. Grüber. Mit weißer Fahne ….

Die vollständige Geschichte von der zum Glück kampflosen Übergabe der Stadt lesen Sie in unserer Zeitschrift „wo die Lippe springt“ in den Ausgaben Nr. 48 vom April 2005 und in der Ausgabe 18 vom April 1995.